glück kann ein ort sein, das heisst aber nicht, dass die bhutanesen immer lachen und glücklich sind. es gibt viel schönes, genauso gibt es aber herausforderungen und kulturelle aspekte die westlern merkwürdig erscheinen können. doch in genau dieser vielfalt liegt die schönheit der welt.

bhutanesische namen
abgesehen von der königlichen linie (wangchuk), enthalten bhutanesische namen keinen familiennamen. dafür erhalten sie bei geburt einen, zwei oder drei traditionell glücksverheissende vornamen von den eltern, grosseltern oder einem lama (nein, nicht das tier, sondern der mönch). der erste name gibt normalerweise keinen anhaltspunkt ob es sich um einen weiblichen oder männlichen handelt, manchmal – aber auch eher selten, kann die kombination mit dem zweiten namen weiterhelfen. weil die auswahl an namen beschränkt ist, teilen viele elemente oder kombinationen von namen – jeder davon kann an erster, zweiter oder dritter stelle stehen und mädchen und jungen gegeben werden. die mutter kann also tshering wangmo, der vater ugyen tshering und ihre kinder karma sonam und tashi dorji heissen. durenand vorprogrammiert. zum glück kann man aber jede / jeden ‚auntie / uncle‘ oder für jüngere personen ‚acho‘ (älterer bruder), ’nucho‘ (jüngerer bruder), ‚azhim‘ (ältere schwester) oder ’num‘ (jüngere schwester) nennen. immernoch kompliziert und trotzdem einfacher.
auch kompliziert: mein name, geschrieben mit dem tibetischen alphabet, das für dzongkha verwendet wird.

suchtmittel
der gebräuchliche start für eine unterhaltung ist ‚doma zhe‘. bedeutet soviel wie ’nimm eine doma‘. das ist eine betelnuss eingepackt in einem palmblatt, gekaut mit steinleim. es ist leitmotif, wenn immer sich leute treffen, zu ende eines essens und eigentlich in allen situationen des alltäglichen lebens. bhutanesen kauen wirklich immer doma. auch der lehrer in der stunde, was weniger angenehm ist, denn es stinkt (!) säuerlich und man versteht kein wort. und es schmeckt auch beim kauen nicht wirklich gut – fühlt sich ein bisschen so an als würde man sand kauen. und trotzdem: immer und überall.

ja, rauchen… an sich nicht verboten, der verkauf von tabak allerdings schon. wird man mit zigaretten oder kautabak in der öffentlichkeit erwischt, ist eine strafe von bis zu drei jahren gefängnis möglich. damit hat bhutan die diesbezüglich weltweit strengste regelung. eigenen beobachtungen zufolge, sind dies massnahmen, die entweder nicht wirklich oder eher kontraproduktiv wirken. auf jeden fall sind drogen (auch stärkeres, die verfügbarkeit ist aber beschränkt, weshalb vornehmlich handelsübliche schmerzmittel wie spasmo proxyvon und marihuana konsumiert werden) ein problem, dass aber wie so viele herausforderungen hier, nicht offen thematisiert wird.
als mir das abc des traditionellen alkohols in bhutan vorgestellt wurde, war ich ich zuerst über die vielfalt erstaunt – bis ich kurz darauf ernüchternd feststellen musste, dass wirklich nur die drei buchstaben gemeint sind und nicht das ganze alphabet. aber immerhin: ara, bangchang, cingchang – im grunde das gleiche, da alles aus irgendeinem korn hergestellt wird, aber eben doch unterschiedlich. ara wird aus destilliertem weizen oder reis hergestellt und ist wohl das bekannteste und auch stärkste alkoholische nationalgetränk von bhutan. auch der ist geschmacklich etwas gewöhnungsbedürftig aber nach ein paar gläschen geht’s. bangchang ist fermentiert und wird warm als eine art porridge serviert, während man sich mit cingchang kalt beduseln kann. übrigens gibt es hier den dry tuesday, an dem kein alkohol verkauft und konsumiert wird (oder werden sollte). dann kann man beispielsweise suja, den gesalzenen buttertee trinken. schmeckt etwa gleich merkwürdig wie es tönt – ich bevorzuge definitiv milchtee. oder warte einen tag und auf das nächste bier. das red panda ist ein hefeweizenbier, dass von schweizern in bumthang hergestellt wird.
dzongkha
ist extrem schwierig. und die offizielle sprache bhutans, die dem tibetischen entstammt. aber es wird nicht einfacher, denn insgesamt gibt es 18 sprachen in bhutan, die alle komplett unterschiedlich sind. plus dialekte. jeder bhutanese spricht rund vier bis fünf sprachen; und dann ist englisch noch nicht dazugezählt. beeindruckend! alle offiziellen dokumente werden in englisch und dzongkha ausgestellt, die nachrichten auf dem nationalen sender in englisch, dzongkha und nepali ausgestrahlt. und weil das chaos noch nicht perfekt ist, gibt es viele laute und wörter, die im englischen oder umgekehrt nicht existieren. beispielsweise haben die bhutanesen kein wort für bitte. dafür aber drei höflichkeitsformen.

phallus
ein fliegender holzpenis am dach aufzuhängen ist wohl die praktischste und günstigte hausversicherung, die es gibt. alternativ kann man ihn natürlich auch riesengross auf die hauswand malen – je nach dem auf was man steht. so funktioniert dämonenbekämpfung in bhutan. verbreitet wurde der penis-glücks-wahn durch lama drukpa kunley, der entgegen dem dezenten und friedlichen ansatz des buddhismus mit anarchie, schock und furcht lehrte. dem enfant terrible des tibetischen buddhismus wird nachgesagt, die dämonen mit seinem ‚flaming thunderbolt‘ bezwungen zu haben. er veranschaulichte den tantrischen glauben, dass körperliche beziehungen (äusserlich lebte er nach dem vergnügen) ebenfalls ein weg zur erleuchtung (innerlich lebte er nach einem spirituellen system zum wohle aller) sein kann. er zögerte auch nicht, so viele frauen wie möglich zu erleuchten (…) und ist ebenfalls unter der bezeichnung ‚divine madman‘ bekannt.

essen
chilli (rot, grün, klein, gross, frisch, getrocknet, ganz, zerkleinert, frittiert, gekocht), reis, käse. immer und überall.

wer noch mehr abwechslung braucht, bekommt momos. besonders gut mag ich kewa (kartoffel) momos. aber auch hier kann man variieren und weiter zwischen cheese (was für eine überraschung) und beef wählen. das mit dem fleisch ist hier aber so es bitzeli heikel. da keine tiere (ausser für die selbsternährung) umgebracht werden dürfen, wird das fleisch unter nicht gerade hygienischen konditionen von indien importiert und hier unter genauso schmuddeligen umständen verkauft. wenn kunden das inzwischen schwarz werdende fleisch auf der ungekühlten, offenen theke herumbeigen und der verkäufer draufhustet, verschwinden sogar die fliegen – und allerspätestens dann auch die lust fleisch zu essen.

aber was will man machen? …die cafeteria des rtc hat mit dem aushang ‚karma has no menu, you get what you deserve.‘ die wohl eleganteste antwort gefunden.
kommunikation
auch witzig: die erste frage wenn ein bhutanese zu chatten beginnt, ist normalerweise etwas in richtung ‚had lunch / dinner la?‘ (‚la‘ am satzende ist eine der oben erwähnten höflichkeitsformen). besonders lustig ist die frage beim versuch um vier uhr morgens smalltalk zu starten. beim telefonieren wird abgehängt, ohne sich zu verabschieden, sobald der gesprächspartner die gewünschte information erhalten hat. die ändert sich dann aber mindestens noch drei mal. und weil das noch nicht ineffizient genug ist, ist es üblich einzwei stunden nach dem vereinbarten zeitpunkt aufzutauchen – das nennt sich bhutanese stretchable time (bst). man könnte auch sagen, dass die bhutanesen seeehr flexibel sind.
beziehungen
in bhutan gilt das matriarchat. womöglich haben die männer deshalb das gefühl etwas kompensieren zu müssen? auf jeden fall deutet eine scheidungsrate von über 50% und der fakt, dass die gängige abkürzung mba (married but available) darauf hin, dass irgendwas nicht ganz wie gewünscht funktioniert. aber natürlich spielen viele faktoren mit und natürlich gibt es leute, die das ganz anders sehen. genauso vielfältig sind auch die auswirkungen. unstabile familienverhältnisse sind gemäss dem in bhutan für die hilfe von drogenabhängigen bekannten lama shenphen zangpo die hauptursache für sucht, suizide und familiendramen.
sport
neben dem nationalsport bogenschiessen, ist, wie wohl in jedem land, fussball der renner. die nationalmannschaft setzt sich aus piloten, schülern und berufstätigen zusammen – dementsprechend vielfältig (oder unkoordiniert) ist auch das zusammenspiel. umso abgestimmter jedoch ist das publikum – egal ob tor für die bhutanesen oder die gegner: es wird gejubelt. vielleicht auch einfach weil endlich mal etwas geschieht. auf jeden fall sympathisch und in anbetracht zum verpfeifen von seferovic vorbildlich.

das erste bild ist vom letzten spiel der bhutanesischen nationalmannschaft gegen oman. sie haben 4:2 verloren. ganz gut wenn man bedenkt, dass sie im hinspiel mit 14:0 unterlagen.
religion und (aber)glaube
offizielle religion in bhutan ist der tantrische vajrayana-buddhismus. von anderen richtungen unterscheidet sich dieser nicht im ziel, sondern in der art und weise wie die erleuchtung erreicht werden soll. vajrayana wird deshalb auch ‚pfad des resultats‘ genannt. was mich dabei besonders fasziniert ist die rolle der transformation – negative emotionen sollen nicht eliminiert werden, sondern als teil des wegs als konstruktive bestandteile gesehen werden.
obschon, vor allem viele jüngere, sich nicht mit dem glauben identifizieren können, ist der buddhismus hier teil des täglichen lebens. als wir im sagenumwobenen phobjika campen waren und draussen um das lagerfeuer schliefen, wachte eine kollegin auf und begann, weil sie angst hatte, mantras zu singen. vielleicht hat es ja geholfen, denn wie sie erzählte, erwachte ich kurz darauf und konnte das ausgehende feuer wieder entfachen. auch am college spielt der glaube eine wichtige rolle: nach einem selbstmord wurden mehrere rituale (pujas) durchgeführt, um die schlechten dämonen zu vertreiben und weitere zwischenfälle vorzubeugen. ein anderes beispiel sind die berge, welche heilig sind. erklimmen kann man diese nur bis 6000 m.ü.m., da höhere schneegipfel als domäne der götter erachtet werden. stört man sie, bringen sie stürme, dürren oder fluten.

om mani padme hum
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