attinghausen – engelberg
hier der nächste blogeintrag in dem es weitergeht. ein bisschen zumindest. bis mir das wetter wirklich einen strich durch die rechnung macht. der anfang des vorübergehenden endes beginnt in attinghausen. die etappe nach engelberg ist mit 30 kilometern und 3’600 höhenmetern die längste und anspruchsvollste etappe der via alpina. weil das wohl nicht genug ist, wird mit zunehmender höhe der regen zu schnee und die grate weiss. der surenenpass gilt als einer der beliebtesten übergänge der zentralschweiz. nun, das wenige, das ich zwischen immer höherem schnee und dickerem nebel erspähen kann, sieht wirklich schön aus. und ist auf seine art auch schön. auf jeden fall bin ich froh, dass papa, ein erfahrener bergler, mich bei dieser etappe begleitet. irgendwann sehen wir nämlich aufgrund des nebels weder die umgebung, noch den weg aufgrund des schnees. gut auch, gibt es gps und karten. nach einer weile einen schritt vorwärts und wieder einen halben zurück, in mittlerweilen knietiefem schnee, erreichen wir den surenenpass. kurzes passfoto und richtungskontrolle und dann schnellschnell langsam und sicher wieder richtung unten.

glücklicherweise kommen wir nach einigen hundert metern zu einer notunterkunft wo wir, vom peitschenden schneewind geschützt, die klitschverschwitzten kleider wechseln können (isolierende schichten müssen immer trocken sein, andernfalls führen sie rasch zu extremem wärmeverlust – was dort oben ziemlich uncool wäre) und energie für den abstieg nachfüllen. ready. an bächen und hügeln orientierend laufen wir ziemlich querfeldein in die einigermassen richtige richtung. wir arbeiten uns rasch nach unten und bald ist der schnee nur noch knöcheltief – wir können den weg erahnen und erspähen nur etwas später ein wanderzeichen. good to see you again. und dann sind wir tatsächlich noch jemandem (so ungefähr) begegnet. dem bauer der blackalp, der seine 630 kühe aufgrund des schnees weiter talwärts treibt. 630 kuhglocken. da bimmelt einem der kopf. mit kuhbegleitung geht es weiter runter richtung engelberg. der grosse talkessel, umrahmt von den wuchtigen felsbastionen in puderzucker, versüssen die nächsten kilometer.

auf den letzten kilometern beginnt es nochmals zu regnen. also raus mit dem regenschutz; halb so schlimm. das einzige was mich wurmt, ist das wissen, dass die nächsten etappen hauptsächlich zwischen 2’000 m.ü.m und 2’500 m.ü.m. verlaufen. also grössenordnung surenenpass. wo es gerade weiterschneit und nicht regnet. grmpf. die wetterprognosen sind grau (bzw. weiss) und ich erwäge meine möglichkeiten. so rein rational ist relativ schnell klar, dass ich die nächsten tage nicht weiter kann. ausser einer verkleinerung des budgets bringt auch das bleiben in engelberg nichts. sieht auch papa so. kurz nach hause zu gehen bis der schnee schmilzt ist die sinnvollste lösung. ich ringe emotional kurz, denn das passt mir nicht wirklich. aber rational ist in diesem fall das einzig richtige und ich hocke mich in den zug. ziel ist, via zu hause, sobald das wetter erlaubt, weiterzulaufen.
engelberg – tannalp
während die warmfront ihr ding tut, geniesse ich ein paar kleinere hügelchen. üetliberg und so. auch schön aber ich freue mich, einige tage später wieder auf der via alpina weiterzulaufen. von engelberg geht es weiter himmelwärts. richtung jochpass – ein paar tausend höhenmeter genügen vorerst. nach dem ersten aufstieg auf die gerschnialp geht es in serpentinen rauf zum trübsee, der so trüb gar nicht ist. wohl auch der grund warum an seinen gestaden gewandert wird was das zeug hält. und dann nochmals rauf auf den pass. auch auf dem höchsten punkt gibt es keinen schnee, dafür viel sonne und aussicht. und auf meinem gesicht ein höchstwahrscheinlich etwas stupides buddha-grinsen.

westlich des jochpasses breitet sich das bernbiet mit dem engstlensee aus. wunderschön. nach dem abstieg zur gleichnamigen alp geht es nochmals ein bisschen rauf und an den wänden der spycherflue entlang zur tannalp. wenn ich daran denke, dass ich strecke von engelberg auch schon mit halb so langen beinen gelaufen bin (brauchten deswegen und weil zwischendurch eben auch noch bäche gestaut werden mussten und so, mindestens doppelt so lange) machen die guten erinnerungen den tag mit langen beinen mindestens doppelt so gut.

wandertipp: engelberg – tannalp / melchsee-frutt
eine tagestour über den jochpass kann ich sehr empfehlen. wer nicht alles rauf- oder runterlaufen will kann auch die bergbahnen nutzen. zum beispiel von engelberg zum trübsee. die wanderung von dort zum jochpass würde ich trotz bahn aber machen, die aussicht vom pass ist einfach schöner wenn man vorher ein bisschen dafür geschwitzt hat, gotta trust me with this one. dann gibt es sogar ein bähnchen vom jochpass in die nähe der engstlenalp wo man den bus ins tal nehmen kann. auf die alp würde ich aber auch laufen und weil es so schön ist, gleich noch ein bisschen weiter via tannalp nach melchsee-frutt. dort gibt es auch wieder ein bähnli nach unten wo stündlich ein bus nach sarnen fährt. oder hotels um einen traumhaften tag anzuhängen (siehe nächster wandertipp).
route: engelberg – trübsee – jochpass – engstlenalp – tannalp / melchsee-frutt
distanz: 14.5 km nach tannalp bzw. 19 km nach melchsee-frutt sowie 1’400 meter rauf und 440 meter runter wenn man alles läuft
dauer: 5:50 stunden nach tannalp bzw. 6:50 stunden nach melchsee-frutt, mit langen beinen vielleicht etwas weniger
tannalp – meiringen
eine etappe, die wortwörtlich und in allen anderen sinnen himmel auf erden ist. und ich bin auf erden im siebten himmel. warum mich die berge so faszinieren? eine antwort darauf gibt es für mich nicht – nur sehr viele: weil ihre masse inspiriert, weil sie so vielfältig und an keinem tag gleich sind, weil sie eine neue perspektive ermöglichen und dinge in eine neue perspektive setzen, weil sie herausfordern, weil sie perfekt unperfekt sind, weil sie einen eigenen rythmus haben, weil sie eine tiefe dankbarkeit und frieden auslösen, weil sie so kraftvoll sind und weil die aussichten auf die beste weise überwältigend sind. weil die berge eben nicht nur wortwörtlich spitze sind. und noch ein paar gründe, die so einfach nicht in worte fassbar sind.

von tannalp geht es über das balmeregghorn mit bester sicht auf das triftgebiet richtung planplatten. die aussicht von dort hat kieferaufklapppotenzial. auf die extraportion protein in form von fliegenden ameisen, die mir dann verarbreicht würde, kann ich aber verzichten und bestaune die aussicht mit geschlossenem mund. nachdem ich ein paar nette touristen und die aussicht fotografiert habe, geht es wieder einmal runter, nach meiringen. via griechenland. fast zumindest – der austausch mit der von dort stammenden eleni, mit der ich die letzten kilometer gelaufen bin, war auf jeden fall bereichernd.

wandertipp: tannalp / melchsee-frutt – meiringen
hier die fortsetzung der vorher erwähnten tour. natürlich ist auch der start von melchsee-frutt möglich. zuerst geht es ein paar höhenmeter rauf richtung balmeregghorn – die lohnen sich! nachher gilt es den rest nach planplatten einfach nur noch zu geniessen. von dort gibt mehrere möglichkeiten zu fuss oder mit der bahn nach meiringen oder auch hasliberg zu gelangen. machen aber die beine mit, lohnt sich der aussichtsreiche abstieg zu fuss. alternativ kann man auch einen der gleitschirmflieger, die auf planplatten starten, um mitfluggelegenheit fragen. ich hatte jedoch keinen erfolg – 11 kilo auf dem rücken sind nebst fehlenden tandemspringern keine gute ausgangslage.
route: tannalp / melchse-frutt – balmeregghorn – planplatten – meiringen / hasliberg
distanz: 20 km sowie 750 meterchen rauf und 1950 meter runter wenn man alles läuft
dauer: 6:00 stunden, wenn man nicht jeden zweiten meter für ein foto stehen bleibt
noch mehr schritte sind getan und ich bin etwa in der hälfte der via alpina angelangt. im nächsten beitrag geht es weiter. dann ein gutes stück.
Hohes Drama! Einfach die Beschreibung des Schneetages zu lesen war erschreckend genug; wie beim Schauen eines Hollywoodfilms. Den Tag zu erleben war bestimmt viel schlimmer, eine grosse Herausforderung; ich wäre an der Grenze gewesen. Es zeigt sich, die Natur entwickelt eigensinnige Kräfte. Es zeigt sich auch, dass in der Schweiz das Dualismus Mensch – Natur ganz gut funktioniert – damit meine ich die Notunterkunft zum Umziehen und auch die Dörfer überall worin man schön übernachten kann. Dieses Dualismus in CH ist bei weitem besser als was ich sonst in der Welt erlebt habe. Und mit dieser Bemerkung zum Land füge ich eine Bemerkung zum Blog dazu: die Posts aus Bhutan wurden durch treffende Kommentare zum Land und Leute erheblich aufgewertet; solche Kommentare sind hingegen etwas dünn auf der Via Alpina; mindestens bis jetzt. Wäre schon interessant….
Was jedoch für die Via Alpina vorhanden sind, sind die Wandertipps (eben, für Bhutan wäre Wandertipps weniger nützlich….) Das Timing dabei im Blog war perfekt. Ich war am Lesen und dann kam den Gedanke, es wäre schön, wenn ich die Wanderung machen könnte, und siehe da, gerade war ein Wandertipp vor meinen Augen. Good move, gal.
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vielen lieben dank für die rückmeldungen, die ich mir gerne zu herzen nehme, und die ausführungen zum dualismus mensch – natur!
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